Seltener als ein Einhorn – Unicorn Wines, seltene Weine und Kultflaschen für Sammler
Wer sie findet, hat Glück – wer sie trinkt, eine Geschichte zu erzählen: Unicorn Wines sind die seltensten und begehrtesten Weine überhaupt. Es sind Flaschen, die nicht einfach gekauft, sondern entdeckt werden. Weine, die unter Sammler*innen, Sommeliers und in Insiderkreisen fast schon Kultstatus genießen – weil sie rar sind, legendär oder schlicht unerreichbar.
In der Weinszene ist der Begriff längst etabliert. Ein Unicorn Wine steht für extreme Limitierung, außergewöhnliche Herkunft und eine Aura, die weit über Bewertungen oder Preise hinausgeht. Manche dieser Weine werden nur einmal im Leben geöffnet – wenn überhaupt. Sie sind Gesprächsthema, Sammlerobjekt, manchmal fast schon ein heiliger Gral.
Was macht einen Wein zum „Unicorn“?
Ein Unicorn Wine ist kein Luxuswein im klassischen Sinn. Es geht nicht nur um hohe Preise oder Prestigelabels, sondern um Einzigartigkeit: winzige Produktionsmengen, legendäre Jahrgänge, vergessene Flaschen aus vergangenen Jahrzehnten oder Naturwein-Koryphäen, die heute nur noch wenigen bekannt sind. Ihre Anziehungskraft liegt in der Kombination aus Qualität, Geschichte – und Unerreichbarkeit.
Typische Merkmale eines Unicorn Wines:
– Extrem limitiert oder längst vergriffen
– Kultstatus in Kennerkreisen
– Historisch bedeutsam oder stilistisch wegweisend
– Kaum auffindbar – selbst mit besten Kontakten
– Oft emotional aufgeladen, manchmal fast mythisch
Die Romanée-Conti der Domaine de la Romanée-Conti ist wohl das berühmteste Beispiel – jedes Jahr nur wenige hundert Flaschen, heiß umkämpft und weltweit gesucht. Doch Unicorn Wines existieren auch abseits des Mainstreams: bei Naturweinen, mikrovinifizierten Einzellagen-Cuvées oder Jahrgängen, die nur ein einziges Mal gefüllt wurden. Oft sind es Flaschen, die ein Kapitel Weingeschichte erzählen – oder zumindest eine persönliche Legende werden.
Meine persönlichen Unicorn Wines
Im Laufe der Jahre habe ich einige dieser Raritäten gesammelt, geöffnet – oder schlicht verpasst. Die folgende Auswahl ist eine Momentaufnahme und persönliche Schatzkiste zugleich. Sie verändert sich ständig, wird weitergetragen und bleibt wohl nie vollständig.
Australien
– Sami Odi: Little Wine, Hoffmann Dallwitz
– The Standish Wine Company: Shiraz Lamella
– Giaconda: Chardonnay Estate Vineyard
– Timo Mayer: The Doktor Pinot Noir
Südafrika
– Alheit Vineyards: Chenin Blanc Radio Lazarus, Magnetic North
– Sadie Family: Chenin Blanc Mev. Kirsten, Skurfberg
– Mullineux: Chenin Blanc Olerasay
Deutschland
– Weingut Johannes Aufricht: Nachtweid
– Weingut Keller: Silvaner „vom Austernfels“
– Julian Haart: Wintricher Ohligsberg Riesling Kabinett „1925 wurzelecht“
– Bernhard Huber: Hecklinger Schlossberg Chardonnay Großes Gewächs
Italien
– Bartolo Mascarello: Barolo (Artist Label, nur jede 6. Flasche)
– Comm. G.B. Burlotto: Barolo Monvigliero
– Emidio Pepe: Cerasuolo d’Abruzzo (nur in Italien erhältlich)
Frankreich – Burgund, Jura, Rhône, Champagne
– Vincent Dauvissat: Chablis Grand Cru Les Preuses
– Roses de Jeanne / Cédric Bouchard: sämtliche Abfüllungen
– Emmanuel Brochet: Champagne Premier Cru Extra Brut Le Mont Benoit
– Jérôme Prévost: Champagne La Closerie Extra Brut Les Beguines
– Domaine Labet: Vin Jaune
– Jean-François Ganevat: Vin Jaune, Chardonnay Les Grands Teppes Vieilles Vignes
– François Rousset-Martin: Côtes du Jura Cuvée du Professeur Sous Roche
– Guffens-Heynen: Pouilly-Fuissé Croux et Petits-Croux
– Mathilde et Yves Gangloff: Côte-Rôtie La Serene Noire
– Domaine Jamet: Côte-Rôtie La Landonne
– Thierry Allemand: Cornas Reynard
– Domaine Jean-Louis Chave: St. Joseph Clos Florentin
– Domaine de la Grange des Pères: Pays d’Hérault Blanc
– Château des Tours: Côtes du Rhône Réserve (rouge)
– Domaine de l’Anglore: Tavel Vintage
Spanien & Sherry
– Barbadillo: Jerez-Xérès-Sherry Palo Cortado San Roberto Bota Única 1/1
– Comando G: Rumbo al Norte
USA
– Kongsgaard: Napa Valley Chardonnay The Judge
Österreich
– Andreas Tscheppe: Sauvignon Blanc Blaue Libelle
Genuss vor Spekulation
Für mich liegt der wahre Wert dieser Weine nicht in Auktionserlösen oder spekulativen Margen, sondern in dem Moment, in dem sie eingeschenkt und geteilt werden. Ein Unicorn Wine sollte nicht als Kapitalanlage betrachtet werden, sondern als seltene Gelegenheit, Handwerk, Terroir und Zeit in vollkommener Harmonie zu erleben. Ich suche sie zu fairen, ehrlichen Preisen – nicht zu den aufgeblähten Summen, die durch Hype oder Hortung entstehen. Am Ende sind diese Flaschen dafür gemacht, geöffnet, genossen und in Erinnerung behalten zu werden – nicht, um im Keller eingesperrt zu verstauben, sondern um ihre Geschichte im Glas zu erzählen.