One Thousand Vines“ von Pascaline Lepeltier – ein Manifest für die Zukunft des Weins

Buch Cover One Thousand VinesEs gibt Bücher, die verändern die Art und Weise, wie wir über Wein nachdenken. Und dann gibt es Bücher wie „One Thousand Vines: A New Way to Understand Wine“ von Pascaline Lepeltier, die uns dazu bringen, die Welt des Weins vollkommen neu zu betrachten.

Pascaline Lepeltier, eine der weltweit angesehensten Sommelières und eine leidenschaftliche Verfechterin des biodynamischen Weinbaus, hat mit diesem Buch ein Werk geschaffen, das sowohl anspruchsvoll als auch zugänglich ist. Die französische Originalausgabe „Mille Vignes: Penser le vin de demain“ wurde bereits mit Preisen überhäuft, und die englische Übersetzung, brillant umgesetzt von Malcolm Garrard, hat diese Exzellenz nahtlos übernommen.

Ein Buch wie kein anderes

Dieses Buch ist alles andere als eine typische Abhandlung über Wein. Es ist ein interdisziplinäres Meisterwerk, das Philosophie, Biologie, Anthropologie, Geologie und Chemie miteinander verwebt. Lepeltier stellt die großen Fragen: Was bedeutet es, Wein zu machen, zu trinken und zu verstehen? Warum begnügen wir uns oft mit simplen Antworten und oberflächlichen Konzepten?

Statt Wein zu „entmystifizieren“, wie es viele Weinbücher tun, umarmt Lepeltier das Mysterium. Sie lädt uns ein, die unzähligen Facetten des Weins zu erkunden, indem sie mehr Fragen stellt als Antworten gibt. Diese Herangehensweise macht das Buch gleichermaßen fordernd und faszinierend – ein Werk, das Wissenschaft und Intuition miteinander verschmelzen lässt.

Drei Abschnitte, unendliche Einsichten

Das Buch gliedert sich in drei Hauptteile:

„Reading Vines“: Hier beleuchtet Lepeltier die Rebe als Pflanze, von ihrer Genetik über ihre Beziehung zur Umwelt bis hin zu den tiefen Wurzeln, die sie mit dem mykorrhizalen Netzwerk verbinden.

„Reading Landscapes“: Dieser Abschnitt untersucht die Interaktionen zwischen Klima, Boden und menschlichem Einfluss, während Lepeltier Fragen zur Konstruktion des Begriffs „Terroir“ aufwirft.

„Reading Wines“: Der letzte Teil widmet sich dem Geschmack, der Produktion und den kulturellen Aspekten von Wein – von der Chemie des Aromas bis hin zu den sozialen Codes, die unser Weinverständnis prägen.

Jeder Abschnitt ist mit einer solchen Tiefe und Detailgenauigkeit verfasst, dass man das Gefühl hat, Teil einer Entdeckungsreise zu sein.

Warum dieses Buch ein Must-have ist

Pascaline Lepeltier portraitLepeltier schafft es, wissenschaftliche Komplexität mit philosophischer Reflexion zu verbinden, ohne dabei belehrend zu wirken. Ihr Ansatz fordert uns heraus, Wein nicht nur als Genussmittel, sondern als kulturelles und ökologisches Phänomen zu begreifen.

Das Buch ist auch visuell beeindruckend. Die Illustrationen von Loan Nguyen Thanh Lan sind ebenso ästhetisch wie informativ und verleihen dem Werk eine zusätzliche Dimension.

Für alle, die sich ernsthaft mit Wein beschäftigen – sei es als WSET Diploma und Master of Wine Student, Profi oder passionierter Genießer – ist dieses Buch unverzichtbar. Es bietet nicht nur fundiertes Wissen, sondern inspiriert auch dazu, unseren Umgang mit Wein und der Natur zu überdenken.

Fazit

„One Thousand Vines“ ist mehr als ein Buch – es ist ein Statement, eine Einladung und ein Weckruf. Es erinnert uns daran, warum wir Wein lieben, und fordert uns auf, diese Liebe mit Verantwortung und Tiefe zu leben. Für mich ist dieses Buch ein zeitloser Begleiter, der in keiner Weinbibliothek fehlen darf. (ISBN 9781784729233, Preis ca. 45 Euro), (Zweites Foto mit freundlicher Genehmigung der Octopus Publishing Group)

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